Reisebericht von Nina und Viktoria, Juli-Oktober 2011
Planmäßig sind wir am 19.07.2011 von Frankfurt, über Kairo, nach Entebbe in Uganda geflogen. Friedbert Kaiser, der erste Vorsitzende des Vereins, verbrachte mit uns die ersten drei Wochen. Die ersten zwei Tage haben wir in Entebbe genächtigt und in Begleitung von Bruder Lorenz haben wir zuerst den Botanical Garden in Entebbe und dann die Hauptstadt Kampala besichtigt.
Die vielen Eindrücke haben uns anfangs überfordert und wir waren sehr froh darüber, dass wir unseren Uganda-Aufenthalt zu zweit bewältigen würden.
Wir fürchteten uns vor der sechsstündigen Matatu-Fahrt (ein alter Mini-Bus) nach Kagadi, auf Grund der Enge im Matatu und dem Geruch nach Schweiß. Erst nach einer Weile gewöhnten wir uns an diese Fahrten und vor allem an die langen Wartezeiten bevor es überhaupt losgeht. Zusammen mit Friedbert und Max, einem ehemaligen Hostelkind, machten wir eine Tour in den QueenElizabeth-Nationalpark. Auch da war das Matatu unser Verkehrsmittel. Außerdem mussten wir uns mit dem Bodaboda (Motorrad) anfreunden, und aus der ehemaligen Ablehnung wurde Freude an der Gefahr. Kurz vor dem Ende unserer Afrikareise besuchten wir zu zweit Fort Portal, den nahegelegenen Semliki National Park mit seinen heißen Quellen und den Lake Nkuruba. Alle diese Ausflugsziele sind zu empfehlen.
Endlich Kagadi
Am Abend des 22.07. haben wir das Kinderheim in Kagadi erreicht. Die Kinder haben uns singend und
tanzend begrüßt, und wir waren überwältigt.
Nach der ersten Euphorie mussten wir leider feststellen, dass das Hostel in einem schlechten baulichen Zustand war.
Somit haben wir die ersten drei Wochen gemeinsam mit Friedbert und den engagierten Kindern versucht, das Hostel wieder auf Vordermann zu bringen. Es wurden Wassertanks gereinigt, Schutt und Steine von den Spielwiesen entfernt, ein Lagerplatz dafür errichtet, Garderoben befestigt, Wäscheleinen installiert, Moskitonetze an die Fenster der Gästezimmer angebracht.
Eine Schaukel und ein Volleyballfeld wurden errichtet. Außerdem haben wir uns mit sämtlichen Handwerkern wegen der Kostenvoranschläge und der Arbeitsausführung auseinander gesetzt.
Auch nach Friedberts Abreise gingen die Reparaturarbeiten für uns weiter. Die Solaranlage im Hostel war fehlerhaft. Diese Arbeiten haben uns einige nervenaufreibende Tage gekostet. Unter anderem wurde ein weiteres Solarpaneel auf dem Küchendach installiert. Es ist nicht einfach, einen Handwerker, der irgendwann zwei Monate nach dem vereinbarten Termin erscheint, in Afrika überhaupt zu finden. Mit der örtlichen Kirchner-Solar-Group haben wir dann gute Erfahrungen gemacht.
Leider hat eine andere Firma sich um die Installation der Blitzableiter gekümmert. Sie hat eine sehr schlechte Arbeit verrichtet. Bis zu unserer Abreise ist kein Mitarbeiter der Firma mehr aufgetaucht. Auch der gerade errichte Maschendrahtzaun weist große Mängel auf. Zukünftig sollte, bei großen Investitionen wie diesen, immer jemand von unserem Verein vor Ort sein, um Arbeiten zu überwachen und zu korrigieren.
Ein Thema, das wir unbedingt ansprechen möchten, ist die Müllsituation. Weder die Kinder, noch die Angestellten sind sich darüber im Klaren, dass es ihr Heim ist und sie es pflegen sollten. Müll schmeißen sie überall hin. Daher haben wir gemeinsam mit den Kindern einen großen Teil des Mülls eingesammelt und in ein neu dafür angelegtes Müllloch auf dem Hostelgelände entsorgt. Regelmäßig wird der Müll verbrannt.
Wir würden uns wünschen, dass zukünftige Volunteers weiterhin versuchen, bei den Kindern ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass man sein Zuhause nicht zumüllt.
Ein weiteres Problem war die unstimmige Führung im Hostel, an der der aktuelle Pfarrer (Father Augustin) nicht ganz unbeteiligt ist. Er hat die Heimleiterinnen gegeneinander ausgespielt.
Ein vom Komitee geforderter Wechsel hat dann doch stattgefunden; Leotina musste gehen. Von nun an waren wir auf der Suche nach einer neuen zweiten Heimleiterin. Rosaline ist weiterhin erste Heimleiterin geblieben. Sie ist eine liebenswerte Person und hat unser Vertrauen, auch wenn sie sich dem Pfarrer in den Schatten stellt. Aber auch sie ist in einer schwierigen familiären Situation, denn ihre Kinder sind verstreut in Uganda bei Freunden untergebracht. Sie kann kaum für die Schulbildung aufkommen. Daher haben wir sie öfters finanziell unterstützt.
In dieser Zeit der Unstimmigkeiten gab es heftige Probleme mit den Kindern. Sie wurden von einem ehemaligen Hostelkind (und Verbündeten des Pfarrers), gegen uns, Rosaline und gegen alle, die eine andere Meinung hatten, regelrecht aufgehetzt. Das erschwerte uns die Arbeit im Hostel. Es wurden unter Anderem Steine auf unser Zimmer geworfen.
Diese Problematik konnten wir durch gemeinsames Spielen auflockern, allerdings mussten wir uns bis zum Ende unseres Aufenthaltes mit dem Misstrauen einiger älter Hostelkinder auseinander setzten. Mittlerweile waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir im Hostel etwas bewirken können.
Unsere Gefühle waren schwankend, von einem Extrem zum Anderen. Generell haben wir Zweifel gegenüber dem Sinn einer Entwicklungsarbeit entwickelt.
Während unseres Aufenthaltes in Kagadi hatten die Kinder drei Wochen Ferien. Ein paar wenige blieben im Hostel. Für diese Kinder boten wir eine rundum Ferienbetreuung, u.a. schenkten wir jedem ein neues Outfit und es gab abwechslungsreicheres Essen. Ab und zu besorgten wir Knabbersachen für die Kinder (Nüsse).
Auch nach den Ferien hatten die Kinder wieder viel Freude an der neuen Schaukel und am gemeinsamen Basteln. Ab und zu haben wir Trips zu ihrem Lieblings-Berg gemacht. Wir haben ein Fußballturnier veranstaltet und uns gegenseitig geschminkt. Getöpfert wurde mit der Erde von Termitenhügeln.
70 weiße T- Shirts hatten wir aus Deutschland mitgebracht. Ursprünglich wollten wir Batiken. Allerdings wollten die Kinder lieber weiße Shirts haben und wir teilten sie mit Hilfe von Rosaline aus. Nun haben die Kinder eine weiße „Uniform“, die sie zu besonderen Anlässen und sonntags in die Kirche anziehen dürfen (laut Rosaline).
Es gibt durchaus ein paar unter den Kindern für die wir starke Empfindungen entwickelt haben.
In unserer letzten Woche haben wir eine weitere Heimleiterin gefunden. Primer Kamusime befindet sich nun in der Probezeit. Auf uns macht sie einen intelligenten und selbstbewussten Eindruck. Ob sie mit der Arbeit im Hostel, speziell mit den Kindern, klarkommt, wird sich mit der Zeit zeigen.
Bis jetzt war Father Augustin die einzige Kontaktperson des Vereins nach Uganda und er allein verwaltet die Gelder, die aus Deutschland geschickt werden. Da Primer über Computerkenntnisse verfügt, haben wir in Gang gesetzt, dass auch sie Kontakt nach Deutschland aufnehmen kann.
Unsere Ugandareise beendeten wir, wo wir sie begonnen hatten. Allerdings nächtigten wir in Kampala im Shangrila Hotel im Regierungsviertel in Kampala. Hier unser Tipp für die nächsten Volunteers: Der Start eures Uganda-Aufenthalts im Regierungsviertel ist ein sanfterer Einstieg.
Schließlich haben wir uns auf den Straßen Kampalas tagsüber und abends sicher gefühlt. Am Abend des 07.10.2011 saßen wir mit einem kühlen Getränk in einem Café für modere Kunst in Kampala und schlossen unsere Reise ab, während im Hintergrund junge Männer einer Musikgruppe singend, tanzend und trommelnd ihre afrikanischen Wurzeln betonten.
Trotz alle dem sind wir froh darüber, diese Erfahrungen gemacht haben zu dürfen. Sie sind sicherlich nicht leicht zu verarbeiten. Wir schreiben diesen Bericht nun einen Monat nach unserer Reise und noch immer können wir unsere Gefühle zu dem Land, den Kindern und dem Projekt nicht klar definieren. Über effektive Entwicklungshilfe zu diskutieren – wie wir es mit großer Selbstverständlichkeit in der Schule getan haben – fällt uns jetzt nicht mehr leicht.
Wir hoffen, dass unser ehrlicher Bericht gut ankommt und dass sich weiterhin Volunteers finden, die diese prägenden Erlebnisse machen möchten.