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Reisebericht von Jonas Walter, Mai-Juni 2007

Hallo Muzungus! (Hallo ihr Weißen!)
Betreff: Hallo Muzungus
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 28.05.2007, 10:00

Hallo Muzungus,

Wenn man in Uganda durch die Straßen läuft, hört man die Kinder immerzu Muzungu (Weißer) rufen. Meist fragen sie dann sehr höflich "How are you?" und von manchen kommt ein dreistes "Give me money". Mehr Englisch können die meisten kleinen Kinder hier nicht. In unserem Hostel können die meisten zum Glück etwas mehr. Aber trotzdem ist es schwierig, sich mit ihnen vernünftig zu verständigen. Am besten kann man mit Fußball, Volleyball oder Kartenspielen Kontakt aufnehmen. Mein Zimmer ist für die Umstände hier sehr schön, aber im Vergleich zu Deutschland miserabel.

Hier in Kagadi gibt es zwar, anders als in der Hauptstadt Kampala, wenige Wellblechhütten aber alle "Häuser" sind sehr ärmlich. Bernhard und ich sind in Kagadi unter über 2000 Afrikanern die einzigen Europäer. Wir fallen also auf wie bunte (weiße) Hunde, werden aber sehr nett behandelt.

Meine ersten Eindrücke sind allesamt sehr positiv und bald bekommt ihr mehr zu hören.

Liebe Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Hallo_Muzungus1

Kagadi Market Street

Betreff: Essen in Uganda (oder Wasser das nach Rauch schmeckt) 
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 4.06.2007, 09:49

Hallo Muzungus,
ndi Kurungi (mir geht es gut)!

So langsam lebe ich mich hier ein. Zu den kleinen Kindern (1 und 2 Klasse) habe ich schon ein sehr gutes Verhältnis und auch zu den großen (bis 7 Klasse) wird es immer besser. Die Kinder der weiterführenden Schule um die ich mich besonders kümmern soll, habe ich erst einmal gesehen.

Auf Grund guter Englischkenntnisse gestaltet sich die Kommunikation mit ihnen aber viel einfacher.

Anders als erwartet habe ich bis jetzt sehr viel und gut gegessen. Das Essen könnte sich täglich so gestalten:

Morgens:
• Brötchen mit Margarine und Honig
• Kaffee mit frischer Milch
• Eier oder Omelett oder Kekse
• Früchte

Mittags:
• Reis oder (Süß-)Kartoffeln oder Nudeln oder Kochbananenbrei
• Bohnen (jeden Tag)
• Spinatartiges Gemüse
• Blattsalat mit Karotten und Tomaten
• Früchte

Abends: siehe mittags

Übrigens kann man in Uganda 100%igen Mangosaft kaufen, der nicht wie der in Deutschland mit Zucker etc. gepanscht ist. Ein Traum!

Liebe Grüße aus Uganda,
euer Jonas

P.S. Das Wasser schmeckt hier nach Rauch, weil es in der sehr rauchigen Küche gekocht wird.

Betreff: Klima & Vegetation
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 11.06.2007, 10:23

Hallo Muzungus,

ndi Kurungi (naja bin mehr oder weniger erkältet und hoffe es ist keine Malaria).

Heute versuche ich euch das Klima und die Vegetation hier zu beschreiben. Im Moment ist das Ende der Regenzeit, was heißt, dass es an 19 Tagen im Monat regnet. Wenn es regnet, regnet es sinnflutartig, meist aber nur ein paar Minuten. Die Straßen und Wege, die hier aus Sand/Erde sind, werden zu Bächen. Wenn es ein warmer Tag ist, ist zwei Stunden später alles schon wieder trocken.

Die Temperatur liegt ca. zwischen nachts 15 und tags 20-35 Grad, bei einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 80%. Die Sonne knallt aber auf Grund der Lage über 1200m und am Equator sehr stark.

Um Kagadi herum gibt es viele von (Ur)Wald bewucherte Berge und Wälder. Im Moment ist alles sehr grün aber im Laufe der Trockenzeit ändert sich das ein bisschen. Kagadi besteht hauptsächlich aus Minihäusern (15m2) die sehr eng aneinander entlang der Straße stehen.

Bis bald dann!

Liebe Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Hallo_Muzungus2

Landschaft um Kagadi

Betreff: Das Hostel
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 18.06.2007, 09:52

Hallo Muzungus,
ndi Kurungi (trotz Erdbeben am Freitag und brutaler Hitze heute).

Das St. Joseph Hostel for Needy Children, in dem ich untergebracht bin, liegt unweit der katholischen Kirche in Kagadi. Die Hauptverantwortlichen vor Ort sind der Priester (Father Francis) und die Matron (Annamaria). Des Weiteren gibt es mehrere Köchinnen, viele Gartenarbeiter, einen Nachtwächter und einen Arbeiter für die Schweine (inkl. kleiner Ferkel) und die Hühner (im Moment keine). Nicht zu vergessen 2 Hunde (inkl. Junge).

Die Kinder im Hostel (40 an der Zahl) sind übrigens Waisen, Halbwaisen oder kommen aus Familien die sich keine Schuluniformen, Hefte und Stifte leisten können.

Die Kinder werden recht streng und katholisch erzogen und müssen zum Beispiel mehrmals täglich zusammen beten. Sie sind sehr diszipliniert. Ansonsten würde es auch mit nur einer Matron (die noch viele andere Dinge zu tun hat) nicht gut gehen.

Meine Aufgabe ist es, neben vielen organisatorischen Dingen (wir bekommen Strom, Reparaturen, Anschaffungen etc.) mich mit den Kindern zu beschäftigen. Ich spreche viel Englisch, helfe beim Lernen/Hausaufgaben und spiele mit ihnen. Außerdem soll ich mich um die Jungs, die mittlerweile eine weiterführende Schule (10km entfernt) besuchen, kümmern.

Viele Grüße aus dem mittlerweile trockenen Uganda.
Euer Jonas

Hallo_Muzungus3

Das Hostel

Betreff: Menschen/Leben in Uganda
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 25.06.2007, 10:27

Hallo Muzungus,
ndi Kurungi (die Hälfte meiner Zeit hier ist schon um)!

Heute ist die Matron abgereist, so dass eigentlich keiner (außer dem Pfarrer) hier mehr gut Englisch spricht. Naja es wird schon gehen!

Die Schulbildung ist für afrikanische Verhältnisse gut und einige gehen sogar zur Universität. Das Problem ist das Fehlen von (guten) Arbeitsplätzen und Startkapital, so dass fast jeder seinen eigenen Mini-Shop aufmacht. Es gibt in Kagadi (2000 Einwohner) bestimmt 20 Friseure, 50 Kleidergeschäfte und weit über 100 Lebensmittelläden. Die Menschen sitzen meist vor ihren "Shops", reden mit Nachbarn und warten auf seltene Kunden. Sie sind aber meist fröhlich und von überall hört man Musik. (Eine Mischung aus afrikanischer Musik, Reggae und Dancehall)

Zur Begrüßung gibt man sich die Hand und wenn man während eines Gespräches etwas Gutes sagt, werden sich wieder die Hände gegeben. So kommt es manchmal vor, dass man sich in einem 5 minütigem Gespräch, 10-mal die Hände gibt.

Man spricht mich meist mit Sir/Mr. an und manche Frauen machen sogar einen Kniefall. Das Englisch ist von einem starken afrikanischen Slang geprägt und ist von vielen "ehhhhs" (Zustimmung) und Verniedlichungen (yesi, goodi, goi, jonasi) durchzogen. Selbst die Lehrer sprechen hier so.

Da viele hier wissen, dass ich in einem Projekt bin, werde ich oft um Hilfe gefragt aber leider kann man nicht jedem helfen (egal wie schwer es fällt).

Was Technik betrifft, ist Uganda in zwei Welten geteilt, so gibt es z.B. viele Handys, aber unser Nachtwächter ist noch immer mit Pfeil und Bogen bewaffnet.

Am Anfang sehr komisch für mich war, dass hier in Uganda viele Männer händchenhaltend laufen. Es ist aber kein Zeichen für Homosexualität, sondern eine reine Freundschaftsbekundung. Naja, manchmal fühl ich mich wirklich wie in einer anderen Welt!

Viele Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Betreff: Schule in Uganda
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 2.07.2007, 09:22

Hallo Muzungus, ndi Kurungi. (Fahre im Laufe der Woche in den Murchison Falls Nationalpark).

Die Primary School (Grundschule) geht von der ersten bis zur siebten Klasse und ist kostenfrei. In einem Klassenzimmer (entspricht deutscher Größe) tummeln sich meist über 120 Schüler, die sich teilweise zu siebt an einen Tisch quetschen.

In der Secondary School (weiterführende Schule), sind die Klassen zum Glück etwas kleiner. Diese Schulen können sich aber, aufgrund hoher Schulgebühren, nur gutverdienende Familien in Uganda leisten.

Der Unterricht ist dem Englischen Schulsystem nachgebaut und ist bis auf die ersten Klassen komplett auf Englisch (was sehr viele Verständnisprobleme hervorruft). Individuelle Förderung ist in so großen Klassen unmöglich, so das das Wiederholen von Klassen nahezu normal ist.

Trotz der vielen Probleme, mit denen die Lehrer hier konfrontiert werden, versuchen sie, obwohl oft schlecht ausgebildet, ihr Bestes. Unbedingt nötig wäre allerdings ein Schulsystem, welches nicht so auf stupides Fragen Auswendiglernen ausgelegt wäre. Ach ja Prügelstrafe ist hier immer noch gängig und auch viele Unterwürfigkeiten von Seiten der Schuler gegenüber den Lehrern waren befremdend.

Als ich hier Klassen besucht habe, wurde ich von vielen Kindern (obwohl die Leute hier wirklich nicht viel haben) mit Gemüse und Früchten beschenkt.

Manchmal ist die Welt eben verrückt.

Viele Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Hallo_Muzungus4

Schule in Kagadi (Klasse mit 128 Schülern)

Betreff: Murchison Falls Nationalpark
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 9.07.2007, 09:24

Hallo Muzungus,
ndi Kurungi (bin gut zurückgekommen)!

Ich ging also los, ohne zu wissen wo ich schlafen werde, geschweige denn wie ich zum Park komme etc... Nach einem 5 Stunden Höllentrip inkl. Umsteigen kam ich in Masindi, 100km südlich des Parks, an. Dort bin ich zunächst zum Park-Informations-Center, wo mir die netten Mitarbeiter gesagt haben, dass (glücklicherweise) an diesem Tag ein Parkfahrzeug in der Stadt ist, welches mich mitnehmen kann. Die Mitarbeiter haben mir auch einiges über den Park und die Tiere erzählt. Mit reichlicher Verspätung kam der Wagen, welcher nicht wie erwartet ein Jeep, sondern ein Pickup war. Auf dessen Ladefläche durfte ich zusammen mit 10 Parkangestellten platznehmen. Im Park angekommen, war in der einzigen günstigen Unterkunft (Red-Chilli-Camp) nichts mehr frei.

Alles andere wäre 90 Euro oder mehr gewesen. Dank der Hilfe der Parkangestellten (die mich mitgenommen haben) konnte mir aber eine günstige (ca. 12 Euro), eigentlich nicht zur Vermietung gedachte Rundhütte im Camp gegeben werden.

Am nächsten Morgen, als viele Gruppen zum Game Drive (Safari) aufbrachen, bin ich einfach zur nächstbesten (nette Engländer) hingegangen und habe gefragt ob sie einen Platz frei haben. Hatten Sie. Wir querten den Nil, der den Park in zwei Teile teilt und starteten die Fahrt.

Wir sahen viele Antilopen, Büffel und Giraffen (manche der Tiere sogar näher als 5 Meter vom Wagen). Dann bekam unser Ranger einen Anruf: "Löwen".

Nach kurzer Fahrt sahen wir dann 2 Löwinnen und einen Löwen (selten in Park/selten zu sehen) ein paar Meter (ca. 5) in aller Seelenruhe an unserem Fahrzeug vorbeilaufen. Ich werde nie vergessen wie der Loewe beim Weglaufen noch einmal über die Schulter zu uns geschaut hat! Er hat sich wohl gedacht: "Was wollt ihr Vögel hier. Ich hol mir jetzt erstmal mein Frühstück!" Atemberaubend! Gänsehaut!

Keine 5 Minuten später zeigt der Ranger auf einen Baum, in dem ein Leopard (selten im Park/extrem selten zu sehen da nachtaktiv) seine Siesta hält. Wieder 10 Minuten später tauchten keine 5 Meter neben uns eine Gruppe Elefanten auf. Die Dickhäuter bedienten sich total gelassen und unbeeindruckt an Bäumen.

Des Weiteren sahen wir Paviane, Meerkatzen (kleine Affen), Warzenschweine (häufig auch Besucher des Camps) und Vögel.

Am Nachmittag ging es dann auf einen Launch-Trip (Bootstrip), wo ich durch absolutes Glück und Überredungskunst noch einen Platz bekam, den Nil hinauf zu den Murchison Fällen.

Wir sahen Nilpferde (unzählige), Krokodile, Elefanten, Büffel, Antilopen, Schreiseeadler und andere Vögel.

Die Fälle sind beeindruckend. Der normalerweise 50-100m breite Nil stürzt durch eine 7m breite Stelle, 45m in die Tiefe. Das Wasser ist sogar Tausende von Metern weiter unten noch total aufgeschäumt. Leider waren wir nicht so nah an den Fällen dran.

Ich habe eigentlich alles gesehen, was der Park zu bieten hat (bis auf die Fälle von oben) und das ganz komplett für 125 Euro (habe mit mehr als 300 wegen Autoanmietung gerechnet).

Auch hatte ich jeden Abend (erst Deutsche dann die Engländer) nette Gesellschaft.

Am nächsten Morgen habe ich aufbrechende Camp-Besucher gefragt, ob sie mich mit in die nächste Stadt nehmen können und beim dritten Versuch hatte ich Glück (nette Spanier mit einem riesigen lastergroßen Bus). Ich verbrachte den Rest des Tages in der 15 000 Kleinstadt Hoima mit Bummeln und nach der Übernachtung fuhr ich zurück nach Kagadi.

Insgesamt muss ich sagen, es war was Natur und Tiere betrifft mit Abstand das atemberaubenste und beste Erlebnis meines Lebens. Das alles so gut gelaufen ist (keine Kosten für den Game Drive/Heimfahrt/Unterkunft), habe ich eher dem Glück als dem Verstand zu verdanken. Oder dem Umstand dass ich eben in Afrika bin.

Viele Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Hallo_Muzungus5

Löwe im Murchison Falls Nationalpark

Hallo_Muzungus6

Elefant im Murchison Falls Nationalpark

Betreff: Fortbewegung in Uganda
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 16.07.2007, 09:13

Hallo Muzungus,

ndi Kurungi (Noch 2 Wochen Uganda-Luft schnuppern).

Fortbewegung in Uganda/Afrika kann man eigentlich nicht beschreiben, sondern muss man erlebt haben. Ich werde es trotzdem versuchen:

Längere Fahrten werden meist mit einem Matatu, japanischer Kleinbus mit 14 Sitzen ohne Kofferraum, unternommen. In diesen tummeln sich meist 20 Leute mit Gepäck (!!!). Man sagt hier, ein Matatu ist niemals voll.

Mittlere Fahrten werden mit einem normalen PKW (5 Sitze + Kofferraum) durchgeführt. Unter 7 Leuten wird nicht losgefahren und ich bin schon mit 8 anderen Leuten und Baby unterwegs gewesen.

Kurze Fahrten macht man mit Bodabodas (Roller/Mofas). Von Helmen hat man in Uganda allerdings noch nichts gehört. Die Fahrer der Roller sind meist Jugendliche ohne Schulabschluss, die so keine andere Möglichkeit haben als ihr Gesundheit durch den Staub zu ruinieren.

Bei allen außer Bodabodas, die schon mit einem Passagier losfahren, geht es normal so lange bis das Fahrzeug (über)voll ist bis man losfährt. Die Fahrer sind wahre Meister im Ausweichen von Schlaglöchern und manchmal gleichzeitigem Gegenverkehr. Dies ist besonders lustig, wenn man sich auf Grund der Schlaglöcher auf der falschen Seite der ohnehin schmalen Fahrbahn befindet.

Mit Weißen zu fahren (habe ich bis jetzt erst einmal) gleicht auf Grund der zuwinkenden Menschen, hauptsächlich Kinder, eher einem Papst/Queen-Besuch und war mir eher unangenehm.

Die asphaltierten Strassen sind ok. Die nicht asphaltierten (und das sind hier um Kagadi alle) sind die Hölle. Jeder Feldweg in Deutschland ist besser.

Übrigens die Afrikaner laufen im Allgemeinen sehr langsam. In meinem normalem Tempo bin ich ungefähr doppelt so schnell.

Viele Grüße aus dem bewölkten Uganda,
euer Jonas

Betreff: Kirche in Uganda
Von: "Jonas Walter"
Datum: Mo, 23.07.2007, 09:07

Hallo Muzungus,
ndi Kurungi. Die letzte Woche ist angebrochen....

Da ich hier, mehr oder weniger freiwillig, jeden Sonntag in die Kirche gehe, kann ich euch ein paar sonderbare und lustige Dinge von dort erzählen.

Man kann es glauben oder nicht, aber um 8 Uhr Morgens ist es hier so kalt, dass sogar ich im TShirt friere. Dieser Umstand hindert die afrikanischen Frauen allerdings nicht daran, sich in Trägerhemden und ärmellosen Kostümen aufzubretzeln.

Die Kirche, die übrigens keine verschließbaren Fenster, sondern nur Gitter hat, wird auch während der Messe gut von Vögeln besucht, die an der Decke ihre Nester haben. Es wird viel meist trommelbegleitet gesungen und geklatscht. Der Chor wird meist von Schulklassen gestellt (manchmal auch die Kinder vom Hostel) die alle wunderschön singen können. Kein Vergleich mit deutschen Kindern.

Die Messe unterscheidet sich, bis auf die Vermischung von Englisch und Rynoro, nicht groß von der in Deutschland (soweit ich das trotz ständiger Mikrofon-Ausfälle beurteilen kann). Lustig ist auf jeden Fall, wenn sie die manchmal gebrachten Naturalien-Spenden, direkt in der Kirche versteigert werden.

Zum letzten Mal Viele Grüße aus Uganda,
euer Jonas

Hallo_Muzungus7

Die Kirche in Kagadi´s Nachbarstadt Muhorro

Betreff: Jinja und Kampala
Von: "Jonas Walter"
Datum: Fr, 27.07.2007, 09:50

Hallo Muzungus,

ndi Kurungi! Nun hört ihr doch noch mal etwas von mir, diesmal aus der Hauptstadt Kampala.

In Kagadi gab es einen bewegenden und tränenreichen Abschied, die Kinder haben mir noch mal viele Lieder gesungen.

Vorgestern bin ich zusammen mit einem Kumpel, den ich in Kagadi kennengelernt habe, direkt von Kagadi nach Jinja gefahren.

Dort habe ich mir die 1862 vom Engländer John Speke entdeckte Nilquelle angesehen. Es ist ein schöner Platz, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet.

8 km davon entfernt liegt der wunderschöne und beeindruckende Stromschnellenkomplex der Bujagali Falls. Dort sieht man auch viele Wasservögel. Es war auf jeden Fall der schönere der beiden Plätze.

Beeindruckend ist auch der Owen-Falls-Damm, der fast ganz Uganda und Teile von Kenia mit Strom versorgt.

Kampala ist eine lebhafte und grüne Metropole mit 1,2 Millionen Einwohnern. Ich bewege mich hier hauptsächlich mit Bodabodas (Roller/Mopeds), die sich halsbrecherisch durch die im Verkehrsinfarkt steckenden Autos und Busse durchschlängeln.

Ich habe mir 9 Uganda-Musik-Cds (davon 3 Mp3) gekauft. Ich war auch beim Craft Village, einem Souvenirmarkt, der einem afrikanischem Dorf nachgebaut ist. Dort habe ich für viel (zu viel) Geld eingekauft. Lustigerweise war ich der einzige der Touristen den ich dort Handeln gesehen habe und ich habe viel damit gutgemacht.

Hier in Kampala übernachte ich im Kolping House (für ca. 20 Euro) was in Uganda zur Mittelklasse gehört. Man kann dort für ca. 3-6 Euro auch gut essen.

Gestern Mittag habe ich in einem noblen China-Restaurant für ca. 10 Euro gespeist. Das Essen war hervorragend und (anders als normalerweise in Deutschland) haben sie mir, da ich mein Essen scharf bestellt hatte, nicht irgendeine Soße draufgeschüttet sondern Ingwer und Chili mit angebraten.

Der Ober hat mir die Serviette auf dem Schoss ausgebreitet und man bekommt vor und nach dem Essen heiße Waschlappen zum Hände waschen und erfrischen. Wenn man fertig ist sind die Waschlappen braun von dem ganzen Staub, der an einem haftet.

Gestern Abend bin ich auf gut Glück los zu einem Jugendhaus (ich hatte gelesen dort gibt es Capoeira Training) und habe mit der Gruppe Senzala-Kampala trainiert. Sie waren total nett und glücklich, dass ich sie besucht habe und ich konnte endlich mal wieder richtig trainieren.

Den heutigen Tag verbringe ich noch in Kampala und Morgen geht es los nach Entebbe wo ich mir wahrscheinlich noch den Zoo und den Botanischen Garten ansehen werde. Am Sonntag geht es dann zum in Entebbe liegenden Flughafen und ab nach Dubai und Frankfurt.

Bis bald in Deutschland

Viele Grüße,
euer Jonas

Betreff: Gedanken danach
Von: "Jonas Walter"
Datum: Fr, 3.08.2007, 11:10

Hallo Muzungus, ich bin gut angekommen.

Was soll ich sagen? Zwei Monate haben mein Leben verändert. Zwei Monate konnte ich Afrika so authentisch erleben, wie es kein Reisebüro der Welt hätte anbieten können.

Es sind ein paar Augenblicke die sich mir sehr ins Gedächtnis eingebrannt haben.
• Das erste was ich auf afrikanischem Boden gemacht habe, war unser liegen gebliebenes Auto anzuschieben.
• Nachdem ich das Zuhause eines Mädchens des Heimes besucht hatte (im Dach waren lauter Löcher) fing es stark zu regnen an. Ich möchte nicht wissen, wie es in der Hütte danach ausgesehen hat. Für das Mädchen, war es das Schönste auf dem Rückweg meinen Regenschirm zu halten.

Insgesamt waren für mich die Momente in denen die Kinder alle ihre Probleme/Erlebnisse vergessen hatten und einfach nur fröhlich waren, die Schönsten. Sei es beim Fußball, Tanzen, Spielen oder Turnen.

Es ist schon erstaunlich, wie man in nur zwei Monaten Dinge wie Waschmaschinen und fließendes Wasser zu schätzen lernt. In Uganda musste ich alles von Hand waschen und mein Wasser per Hand pumpen.

An das Essen habe ich mich schnell gewöhnt und ich habe Posho (Maisbrei), Matooke (Kochbananen) und vor allen Dingen die Erdnusssoße lieben gelernt. Zu meinem Glück waren zu meiner Zeit in Kagadi die Mangos und Ananas reif. Geschmacklich sind die Früchte, die man in Deutschland kaufen kann, kein Vergleich. Wenn die Kinder von ihren Touren auf den Mangobaum zurückkehrten haben sie mir oft Früchte gebracht. An manchen Tagen habe ich so bis zu 6 Mangos (und mehr) gegessen.

Ich habe in meiner Zeit in Uganda vor allen Dingen gelernt, dass das Leben nicht überall so kühl berechenbar (wie in Deutschland) ist. In Uganda kann man es eher als fröhliches, ein bisschen naives, teils warmherziges, mal total langsames, dann wieder total hektisches Durcheinander (manchmal Chaos) bezeichnen.

Aber selbst, wenn man sich manchmal verloren fühlt, (z.B. wo schlafe ich heute Nacht?) es hat sich immer ein Weg gefunden!

Die wichtigsten organisatorischen Dinge für das Hostel habe ich erledigt. Das eher Unwichtige, blieb trotz mehrfacher Versuche meinerseits, unerledigt.

Das ist Afrika! dachte ich lächelnd und resümierend bei meinen letzten Schritten auf afrikanischem Boden.

Webale muno (Vielen Dank) an alle, die mir geholfen haben, meinen Traum zur Wirklichkeit werden zu lassen.

Viele Grüße,
euer Jonas